Höhen und Tiefen mussten überwunden werden – Vereinsnamen mehrfach geändert
GREBENAU-UDENHAUSSEN (bl) – Es war der 22. Februar 1925, die Geburtsstunde des Schützenvereines Udenhausen gewesen. Zu diesem Zeitpunkt fanden sich in der Gastwirtschaft Hamel – später Schröder – zehn Personen ein, die den Verein gründeten. Es waren dies Heinrich Zimmer, Adam Koch, Konrad Spieß, Hans Neeb, Konrad Möller, Peter Krug, Johannes Hamel II, Wilhelm Seeling, Konrad Wagner und Johannes Hamel I. Neben den bereits genannten nahmen an der Gründungsversammlung noch Heinrich Peter, Werner Neeb I, Konrad Dörr und Andreas Falk teil, die spontan ihre Mitgliedschaft erklärten.
Vereinsmitglied konnte jeder Udenhausener Bürger werden, der das 17. Lebensjahr erreicht hatte. Jedes Mitglied das aufgenommen wurde, galt als aktiv. Sie mussten eine Buße für das Fernbleiben bei Versammlungen von 50 Pfennig bezahlen. Wer sich um den Verein besonders verdient gemacht hatte, konnte zum Ehrenmitglied ernannt werden. Hiervon wurde aufgrund von Zuwendungen mehrfach Gebrauch gemacht.
Zum Vorstand gehörten der 1. und 2. Vorsitzende, der Schriftführer, der Rechner, der 1. und 2. Schießmeister und der Vereinsdiener. Das Amt des 1. Vorsitzenden begleitete erstmalig das Gründungsmitglied und Initiator Heinrich Zimmer, der bereits ein Jahr später wegen Wegzug von Heinrich Krug abgelöst wurde.
Neue Mitglieder hatten ein Eintrittsgeld von zwei Reichsmark zu bezahlen, der Jahresbeitrag betrug vier Reichsmark. Der Jahresbeitrag wurde 1926 auf 50 Pfennig herabgesetzt und 1931 wieder auf zwei Reichsmark erhöht.
Der erste Schießstand befand sich „In der Delle“ auf dem Grundstück von Heinrich Rüffer, der den Platz unentgeltlich zur Verfügung stellte und als erstes Ehrenmitglied in die Vereinsgeschichte einging. Die Herrichtung des Schießstandes wurde von den Vereinsmitgliedern vorgenommen. Geschossen wurde mit umgearbeiteten Militärgewehren.
In den ersten Jahren wurde regelmäßig Preisschießen durchgeführt, an denen sich auch Nichtmitglieder und Auswärtige beteiligen konnten. Die teilweise wertvollen Preise die errungen werden konnten wurden aus der Vereinskasse angeschafft. Vereinsmeisterschaften wurden noch nicht ausgetragen, ebenso die Königswürde.
1929 wurde die Frage der Schießstandverlegung akut. Von dem Schützenbruder Andreas Oestreich wurde in der Riegelbach eine 30 qm große Wiese gepachtet. Zunächst wurde ein behelfsmäßiger Schießstand errichtet. Die Wirtschaftsflaute und die Arbeitslosigkeit sorgten dafür, dass der Ausbau des Schießstandes auf sich warten ließ. Auch musste der Beitrag wieder gesenkt werden.
Die im Jahre 1933 durch die Nationalsozialisten erfolgte Machtübernahme wirkte sich zunächst für den Schützenverein mit seiner Devise „Üb Aus und Hand für’s Vaterland“ günstig aus. 1933 wurde sogar die Errichtung eines neuen Schießstandes in Gemeinschaft mit dem Kriegerverein in Erwägung gezogen. Erstmals konnte jetzt im Juli 1934 auf dem Schießstand geschossen werden. Zu diesem Anlass wurde eine eigene Fahne angeschafft.
Die Machtübernahme durch die Nationalsoziallisten brachte für den Verein eine wesentliche Änderung. In seiner seitherigen Form wurde der Verein aufgelöst und der Name des Vereins 1935 in Kleinkaliber-Schützenverein Udenhausen geändert. Ab 1939 durfte die vom Verein angeschaffte Fahne nur noch öffentlich getragen werden, wenn gleichzeitig eine zweite Fahne vom Reichsverband für alle Vereine einheitlich vorgeschriebene Fahne mit dem nationalsozialistischen Emblem mitgeführt wurde. Mit dem Kriegsausbruch in 1939 wurde die Vereinsarbeit gelähmt, sie kam im Laufe der Zeit komplett zum Erliegen. Später mussten auch noch alle Waffen abgegeben werden.
Durch die Initiative von Oberförster Walter Diehl am 19. Januar 1952 wurde die Vereinsarbeit wieder aufgenommen. Ein Kleinkalibergewehr sowie eine Flobert-Büchse kamen aus einem sicheren Versteck hervor so dass mit dem Schießen wieder begonnen werden konnte. Auch die Vereinsfahne war noch vorhanden. Der Schießstand wurde wieder in Ordnung gebracht, so dass 1952 das erste KK-Preisschießen stattfinden konnte. Es war vor allem der Verdienst des damaligen Vorsitzenden Diehl.
Aus Anlass des 30-jährigen Vereinsbestehens im Jahre 1955 fand ein großes Preisschießen statt. Im Jahr darauf wurde erstmals die Königswürde ausgeschossen, die von Hans Schäfer errungen wurde. Er gelangte somit auch in den Besitz der neu angeschafften Königskette.
Im Jahre 1958 wurde der Beschluss gefasst, einen Schießstand für Kleinkaliberwaffen in der Riegelbach zu errichten, wo er heute immer noch ist. Fertiggestellt wurde er erst im Jubiläumsjahr 1965, zum 40-jährigen Bestehen. Es fand hier ein großangelegtes Schützenfest statt. Hierzu fanden auch zwei Pokalschießen statt. Schützenkönig wurde Johannes Jöckel. Desweiteren fand noch ein Festzug statt.
Erstmals nahm der Verein 1972 an Landesrundenwettkämpfe in Luftgewehr teil. Die Wettkämpfe wurden im Saal der Gastwirtschaft Schröder ausgetragen.
Sein 50-jähriges Bestehen beging der Verein im Jahre 1975. Der Höhepunkt war ein Festwochenende mit Pokalschießen und einem Bunten Abend. Der Saal Schröder wurde bis 1980 als Austragungsort der Luftgewehr Rundenwettkämpfe, für Pokal- und Preisschießen sowie zum Übungsschießen benutzt.
1979 wurde auf dem von der Stadt Grebenau zur Verfügung gestellten Gelände ein Vereinsheim errichtet, das mit acht Luftgewehrständen ausgestattet. Innerhalb von nur zwei Jahren wurde die Anlage fertig gestellt. Auch wurde eine Teilermaschine angeschafft. 1980 wurde eine Damengymnastikabteilung unter Leitung von Meike Racz ins Leben gerufen.
Das 60-jährige Bestehen wurde 1985 begangen. In diesem Jahr musste der Kleinkaliberstand in der Riegelbach stillgelegt werden, da er nicht mehr den Sicherheitsbestimmungen entsprach. Nachdem die Anlage komplett renoviert wurde, erhielten sie 1993 wieder die Genehmigung für den Kleinkaliberstand. Somit konnte wieder das Schießen auf dem KK-Stand aufgenommen werden. 1994 wurde dann der Schützenkönig erstmals auf einem Holzadler ausgeschossen.
Ein Kreispokalschießen des Schützenverbandes 52 fand zu 70-jährigen Jubiläums statt. Seit dem 29. Juni 1996 besteht zu dem Schützenverein Udenhausen (Stadt Grebenstein) eine Partnerschaft statt. Es wurde sich gegenseitig besucht sowie Freundschaftskämpfe ausgetragen.
In 2000 wurde das 75-jährige Bestehen mit einem Mannschaftspokalschießen sowie einem Hobbymannschaftspokalschießen begangen.
Seit nunmehr zehn Jahren wurde überwiegend in Eigenleistung eine Gaszentralheizung im Vereinsheim eingebaut sowie kurze Zeit später eine Theke.
Seit 2008 ist der Verein mit einer Mannschaft an den Landesrundenwettkämpfen in der Disziplin Luftgewehr-auflage beteiligt. Die Mannschaft bestand aus Herbert Schäfer, Heinrich Möller, Helmut Becker (Januar 2015) verstorben und Walter Philipp.
Heute nimmt der Verein an den Landesrundenwettkämpfen mit drei Mannschaften in der Disziplin Luftgewehr, Luftgewehr Aufgelegt sowie einer Kleinkalibermannschaft im Dreistellungskampf teil.
Auf dem KK-Schießstand in der Riegelbach wird jährlich unter den Vereinsmitgliedern der Schützenkönig ausgeschossen, in der Vorweihnachtszeit findet das traditionelle Weihnachtspreis- und Pokalschießen statt. Zum Jahresende treffen sie sich seit über 20 Jahren zum Luftgewehr Finalschießen.
Im Ort engagiert sich der Verein in der Vereinsgemeinschaft und ist auch regelmäßig beim Brunnen- und Backhausfest aktiv.
Seit 2000 wird der Verein von Björn Möller geführt. Sein Stellvertreter ist Sascha Stieler, Rechner Heinrich Möller, Schriftführer Sebastian Urbanczyk, 1. Schießwart Thomas Becker, 2. Schießwart Milan Obenhack und Frank Wollradt als Jugendwart zur Seite.
Quellennachweis: Bericht und Bilder Jürgen Bäuml - Webseite Oberhessische Zeitung vom 14. September 2015