Vereinschronik zum 90 jährigen Bestehen

Am 22. Februar 2015 jährte es sich zum 90. Male, dass 10 Udenhausener Bürger in der damaligen Gastwirtschaft Hamel (später: Schröder) zusammenkamen und den Beschluss fassten, im Ort einen Schützenverein zu gründen. Es waren die bereits verstorbenen Mitglieder Heinrich Zimmer, Adam Koch, Konrad Spieß, Hans Neeb, Konrad Möller, Peter Krug, Johannes Hamel II., Wilhelm Seeling, Konrad Wagner und Johannes Hamel I.. Außer den Teilnehmern an der Gründungsversammlung erklärten noch Heinrich Peter, Werner Neeb I., Konrad Dörr und Andreas Falk ihren Beitritt.

 

Vereinsmitglied konnte jeder Udenhausener Bürger werden, der das 17. Lebensjahr erreicht hatte. Wer aufgenommen wurde galt als aktives Mitglied und hatte sich bei Preis- und Wertungsschießen zu mindestens mit einer, zeitweise sogar mit zwei Pflichttouren zu beteiligen, für die auch der Einsatz zu bezahlen war, wenn nicht geschossen wurde. Das unentschuldigte Fernbleiben von Versammlungen wurde mit 50 Pfennig Buße belegt. Wer sich um den Verein besonders verdient machte, konnte zum Ehrenmitglied ernannt werden, wovon mehrfach aufgrund von dem Verein zuteil gewordenen Zuwendungen Gebrauch gemacht wurde.

 

Zum Vorstand des Vereins gehörten der 1. und 2. Vorsitzende, der Schriftführer, der Rechner, ein 1. und 2. Schießmeister und der Vereinsdiener. Das Amt des 1. Vorsitzenden bekleidete erstmalig der Initiator der Gründungsversammlung, Heinrich Zimmer, der im darauffolgenden Jahr wegen Wegzugs von Heinrich Krug abgelöst wurde. Neu eintretende Mitglieder hatten ein Eintrittsgeld von 2,-- RM zu bezahlen; der Jahresbeitrag betrug 4,-- RM. Dieser wurde 1926 auf 50 Pfennig herabgesetzt und 1931 wieder auf 2,-- RM erhöht.

 

Der erste Schießstand des Vereins befand sich „In der Delle“ auf dem Grundstück von Heinrich Rüffer, der den Platz dem Verein unentgeltlich zur Verfügung stellte und als erstes Ehrenmitglied in die Vereinsgeschichte einging. Die Herrichtung des Schießstandes wurde von den Vereinsmitgliedern vorgenommen, obwohl vorauszusehen war, dass im Zusammenhang mit der laufenden Flurbereinigung eine Verlegung des Schießstandes in absehbarer Zeit erforderlich werden würde. Geschossen wurde mit umgearbeiteten Militärgewähren.

 

In den ersten Jahren des Bestehens des Vereins wurden regelmäßig Preisschießen durchgeführt, an denen sich auch Nichtvereinsmitglieder und Auswärtige beteiligen konnten. Die zum Teil recht wertvollen Preise wurden vom Verein gekauft, so dass zur Voraussetzung für die Preisverteilung eine Mindestanzahl von geschossenen Lagen festgesetzt wurde. Wurde diese Anzahl an einem Tage nicht erreicht, so fand das Preisschießen zu einem anderen Termin seine Fortsetzung. Vereinsmeisterschaften wurden in den ersten Jahren des Bestehens des Vereins noch nicht ausgetragen, wie auch noch nicht um die Königswürde geschossen wurde.

 

1929 wurde die Frage der Schießstandverlegung akut. Von dem Schützenbruder Andreas Oestreich wurden in der Riegelbach 30 qm Wiese gepachtet, worauf zunächst ein behelfsmäßiger Schießstand errichtet wurde. Die zum Schießen erforderlichen Gerätschaften befanden sich bei Gastwirt Hamel in Verwahrung, der den An- und Abtransport zum bzw. vom Schießstand übernahm. Wenn der Ausbau des Schießstandes auf sich warten ließ, hatte dies einen besonderen Grund. In der immer mehr zunehmenden Wirtschaftsflaute und Arbeitslosigkeit und der damit in Verbindung stehenden Geldverknappung, was sich auch auf das Vereinsleben auswirkte. Der jährliche Beitrag musste 1932 auf 1,-- RM herabgesetzt werden, die Entschädigung für den Vereinsdiener wurde auf die Hälfte ermäßigt und für das Reinigen der Gewehre wurde nur noch Beitragsfreiheit gewährt. Infolge verschiedener Bankpleiten in der damaligen Zeit, wurde sogar der Antrag eingebracht, das auf einem Sparkonto bei der Darlehenskasse Grebenau befindliche Guthaben abzuheben; der Antrag wurde jedoch abgelehnt.

 

Die im Jahre 1933 durch die Nationalsozialisten erfolgte  Machtübernahme wirkte sich zunächst für den Schützenverein mit seiner Devise „Üb Aug´ und Hand für´s Vaterland!“ günstig aus. 1933 wurde sogar die Errichtung eines neuen Schießstandes in Gemeinschaft mit dem Kriegerverein in Erwägung gezogen. Die Herrichtung des Schießstandes ohne einen überdachten Schützenstand wurde bis zum Sommer 1934 vollendet, so dass er zum 15.07.1934 für das anlässlich der Einweihung einer eigenen Fahne in Udenhausen stattgefundene Schützenfest zur Verfügung stand. Eigene Abzeichen wurden von den Vereinsmitgliedern bereits 1926 getragen.

 

Die nationalsozialistische Machtübernahme brachte für den Schützenverein noch eine andere wesentliche Änderung. Der bisherige Schützenverein und der Schützenbund „Hessentreue“ wurden in ihrer seitherigen Form aufgelöst und der Name des Vereins 1935 in Kleinkaliber-Schützenverein Udenhausen, der dem Reichsverband Deutscher Kleinkaliber-Schützenvereine angehörte, geändert. Ab 1939 durfte die vom Verein 1934 angeschaffte Fahne nur noch öffentlich getragen werden, wenn gleichzeitig eine zweite vom Reichsverband für alle Vereine einheitlich vorgeschriebene Fahne mit den nationalsozialistischen Emblemen mitgeführt wurde. In diesen Jahren wurden besondere Preisschießen durchgeführt, deren Erlös dem Winterhilfswerk zugute kam.

 

Mit Kriegsausbruch 1939 wurde die Vereinsarbeit weitgehend gelähmt und kam in den letzten Kriegsjahren vollkommen zum Erliegen. Auch aus den Reihen des Vereins forderte der Krieg seine Opfer.

 

Der Zusammenbruch 1945 und die bedingungslose Kapitulation hatte nach den Anordnungen der Militärregierung ein völliges Ruhen des Vereinslebens zur Folge. Sämtliche vorhandenen Waffen mussten abgeliefert werden, und wenn bei der Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit durch die Initiative des damaligen Oberförsters Walter Diehl am 19.01.1952 noch ein Kleinkalibergewehr und eine Flobert-Büchse aus einem sicheren Versteck zum Vorschein kamen, so dass ohne große Ausgaben auch wieder mit dem Schießen begonnen werden konnte, so ist dies den Schützenbrüdern zu verdanken, die den Mut besaßen, die Waffen dem Zugriff der Amerikaner zu entziehen. Auch die 1934 angeschaffte Fahne war noch vorhanden. In der ersten Versammlung waren es 23 – teile alte, teils neue- Mitglieder, die sich bereit erklärten, die Vereinsarbeit wieder aufzunehmen. Dass der Schießstand alsbald in Ordnung gebracht wurde, so dass bereits im Sommer 1952 das erste KK-Preisschießen stattfinden konnte, war in erster Linie der Verdienst des damaligen 1. Vorsitzenden Diehl.

 

Anlässlich des 30-jährigen Vereinsbestehens fand 1955 ein großes Preisschießen mit anschließendem Tanz statt. Im darauffolgenden Jahr wurde erstmalig die Königswürde ausgeschossen, die von Hans Schäfer errungen wurde, der im Jahr darauf auch erstmalig in den Besitz der neu angeschafften Königskette gelangte. 1958 wurde der Beschluss gefasst, eine Schießstand für Kleinkaliberwaffen in der Riegelbach zu errichten. Bis zu deren endgültigen Fertigstellung dauerte es aber noch bis zum Jubiläumsjahr 1965, in dem das 40-jährige Bestehen des Vereins mit einem groß angelegten Schützenfest in der Riegelbach am 22. und 23. Mai gefeiert wurde. Bei diesem Fest fanden zwei Pokalschießen statt, das eine vereinsintern um den vom Schützenbruder Wagner gestifteten Vereinspokal und das andere um den vom Verein gestifteten Wanderpokal. Der erste Pokal wurde von Herbert Weiß, der zweite von dem Schützenverein Maar errungen. Als Schützenkönig ging Johannes Jöckel hervor. An beiden Abenden der Festtage wurde in einem in der Riegelbach errichteten Zelt getanzt. Am Sonntagnachmittag fand ein von den Vereinen der Nachbarschaft und von privater Seite gut beschickter Festzug statt.

 

1972 nahm der Verein erstmals an den Landesrundenwettkämpfen Luftgewehr des Deutschen Schützenbundes teil. Die Wettkämpfe wurden im Saal der Gastwirtschaft Schröder ausgetragen.

 

Im Juni 1975 konnte der Schützenverein sein 50-jähriges Bestehen feiern. Die Höhepunkte dieses Festwochenendes waren sowohl das Preis- und Pokalschießen im Schießzelt als auch ein „Bunter Abend mit dem Blasorchester Sepp Gussmann“, den „Geschwistern Leismann“, dem „Meisterjodler Roland Steinel“ und „Egon Freiwald“ als Conferencier. Getanzt und gefeiert wurde bis in die frühen Morgenstunden.

 

Der Saal der Gastwirtschaft Schröder wurde bis 1980 für die Austragung der Luftgewehr Rundenwettkämpfe, für Pokal- und Preisschießen sowie zum Übungsschießen benutzt. Danach wurde im Vereinseigenen Schützenhaus geschossen. Mit dem Bau des Schützenhauses mit 8 Luftgewehrständen begannen die Vereinsmitglieder und auch einige freiwillige Helfer bereits im Jahr 1979 auf dem von der Stadt Grebenau zur Verfügung gestellten Grundstück. Innerhalb von nur 2 Jahren wurde die Anlage fertiggestellt, so dass im August 1981 die Standweihe gefeiert werden konnte. Höhepunkt hierbei war hierbei das im Vorfeld bereits stattgefundene Preis- und Pokalschießen. Für die Mannschaftsschützen bestand hier erstmals die Möglichkeit ihre „besten Zehner“ mit einer spezial Teilermaschine optisch vermessen zu lassen. Die 5 besten Schützen erhielten bei dieser Auswertung einen Pokal.

 

Im darauffolgenden Jahr wurde eine Damengymnastikabteilung unter der Leitung von Meiki Racz ins Leben gerufen.

 

Im Jahre 1985 konnte das 60-jährige bestehen gefeiert werden. Im selben Jahr musste auch der Kleinkaliberschießstand in der Riegelbach stillgelegt werden, da die Anlage nicht mehr den Sicherheitsbestimmungen entsprach. In den nun folgenden Jahren hatte man einmal jährlich die Kleinkaliberschießstandanlage des Schützenvereins Grebenau zur Austragung des Königschießens benutzt.

 

Nach intensiven Bemühungen des Vorstandes bekam man im Jahre 1993 wieder die Genehmigung, auf dem Kleinkaliberstand in der Riegelbach, traditionelle Schießen durchzuführen. Die Standanlage wurde komplett renoviert, so dass im Jahre 1994 der König wieder auf der eigenen Anlage ausgeschossen werde konnte. Der Schützenkönig und seine zwei Ritter werden seitdem auf dem Holzadler ausgeschossen.

 

Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums veranstaltete der Schützenverein Udenhausen das Kreispokalschießen des Schützenkreises 52 Alsfeld. Die Königsproklamation sowie die Pokalübereichung fand im Zusammenhang mit der Jubiläumsfeier statt.

 

Seit dem 29. Juni 1996 hat man mit dem Schützenverein 1984 Udenhausen e.V. (Stadt Grebenstein) eine Partnerschaft geschlossen und hat sich seitdem mehrere male gegenseitig besucht und schöne Stunden miteinander verbracht, sowie Freundschaftskämpfe ausgetragen.

 

Im Jahr 2000 feierte man das 75-jährige Jubiläum mit einem Mannschaftspokalschießen, sowie einem Hobbymannschaftspokalschießen.

 

Seit nunmehr 10 Jahren wurde überwiegend in Eigenleistung eine Gaszentralheizung ins Vereinsheim eingebaut, sowie kurze Zeit später eine neue Theke.

 

Seit dem Jahre 2008 ist der Verein mit einer Mannschaft an den Landesrundenwettkämpfen in der Disziplin Altersklasse Luftgewehr-Auflage beteiligt. Die Mannschaft bestand aus den Schützenbrüdern Herbert Schäfer, Heinrich Möller, Helmut Becker (im Januar 2015 verstorben) und Walter Philipp.

 

Heute nimmt der Verein an den Landesrundenwettkämpfen mit drei Mannschaften in der Disziplin Luftgewehr, einer Seniorenmannschaft in der Disziplin Luftgewehr-Auflage und einer Kleinkalibermannschaft in der Disziplin Kleinkaliber-Dreistellungskampf teil.

 

Unter den Vereinsmitgliedern wird jährlich auf dem KK-Stand in der Riegelbach der Schützenkönig ausgeschossen und in der Vorweihnachtszeit das traditionelle Weihnachtspreis- und Pokalschießen veranstaltet. Zum Jahresende trifft man sich mittlerweile seit über 20 Jahren zum Luftgewehr Finalschießen.

 

Im Dorf engagiert sich Verein in der Vereinsgemeinschaft und richtet hier u.a. regelmäßig das Brunnen- und Backhausfest aus.

 

Der Verein wird seit dem Jahre 2000 von Björn Möller geführt. Ihm stehen als 2. Vorsitzender Sascha Stieler, Rechner Heinrich Möller, Schriftführer Sebastian Urbanczyk, 1. Schießwart Thomas Becker, 2. Schießwart Milan Obenhack und Frank Wollradt als Jugendwart zur Seite.

 

Zum Pressebericht Oberhessische Zeitung ⇒

Quellennachweis: Bericht Björn Möller - Stand 07. September 2015

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